OnlineItalien 05.2024

ITALIEN 9 Mit der Schwebebahn dur chs Glasbierfachgeschäft Ohjee! Das Leben eines exilierten Wuppertalers kann in Berlin bisweilen auch recht nervig werden. Da sitzt Mann beispielsweise im Glasbierfachgeschäft, um einen guten Gerstensaft zu inhalieren und dabei gemütlich vor sich hin zu rauchen. Und dann geschieht es! Aus welchem Grund auch immer hat plötzlich irgendjemand starken Informationshunger nach der Wuppertaler Schwebebahn. Und wer ist geeigneter, diesen zu stillen, als der Hauptstadtkorrespondent von ITALIEN, dem wichtigsten Reiseführer für Talfahrten; der muss es ja genau wissen. Und so beginnt die Geschichtsstunde damit, dass die Schwebebahn ursprünglich nämlich mal in Berlin gebaut werden sollte, wie historische Planungen aus dem Jahre 1895 belegen. Aber offenbar haben Berliner Verwaltungen auch damals nichts so richtig auf die Reihe gekriegt, denn aus der ganzen Sache wurde nix. Na hoppla, dachten sich darob die Wuppertaler Stadtväter und begannen 1898 schwupps mit dem Bau einer eigenen Schwebebahn über die Wupper, die dann 1901 eröffnet wurde. Ende der Geschichtsstunde – Pause – allgemeines Biertrinken. Aber natürlich gibt es, wie in jeder Kita, auch im Glasbierfachgeschäft immer irgendwelche, die die Ruhe stören. Und so dauert es dann auch nicht lange, bis der Ruf ertönt: „Und was ist mit diesem Tuffi?“. Ach, das klären wir demnächst, Jetzt steht erstmal Werken und Gymnastik auf dem Plan. Also Kippe drehen, Bier in die Hand und los geht’s. Eine Weile herrscht Ruhe bevor das Gequengel wieder losgeht: „Und was ist jetzt mit diesem Tuffi? Der ist doch irgendwie aus der Schwebebahn gefallen oder so“, stimmen auch andere in das Gejaule ein. Heiliger Bimbam. Das verdammte Rüsseltier holt einen doch immer wieder ein. Als der sich seinerzeit in der Wupper den Hintern verschrammt hat, wusste die Bande noch gar nicht, wie man Elefant schreibt. Und dass Mann beim Bierchen Ruhe sucht? Aber es nützt nichts, notgedrungen stellt der ITALIEN-Lehrer somit sein Bierglas wieder hin und hebt erneut an. Die nächste Zeitreise beginnt und die Geschichte geht so: Da war da mal ein Zirkus im Tal und der Zirkusdirektor dachte sich, es wäre doch eine tolle Werbeidee, mit seinem kleinen Elefanten eine Schwebebahnfahrt zu unternehmen. Tierschützer, die sofort sämtliche Stationen besetzt hätten, gab es noch nicht. Vier Fahrkarten brauchte er für seinen Dickhäuter im Juli 1950. Ob wegen Gewicht oder Sitzplätzen ist unklar, jedenfalls ging´s los. Blöd nur, dass niemand bedacht hatte, dass die Bahn in den Kurven fürchterlich quietschte. Und so kam man dann eben auch nicht allzu weit, bis Tuffi den Rüssel davon voll hatte und an Ausstieg dachte. Da jedoch gerade keine Haltestation zur Stelle war und Tuffi keine Ahnung von Notsignalen hatte, drückte er sich kurzentschlossen ein Stück der Waggonwand raus und ab ging´s nach draußen und runter – etwa 10 Meter ab in die Wupper. Außer einigen blauen Flecken am Arsch hinterließ der Werbesprung keine weiteren Blessuren. Dafür gab´s in der nahegelegenen „Elefantenapotheke“ einige Pflaster auf den Hintern und der Fall war erledigt. Natürlich ist „Tuffi“ ja eigentlich in einen Klumpen Yoghurt gefallen, in Becher abgefüllt und so in kleinen Portionen verschluckt worden. Aber das sagen wir jetzt lieber nicht, sonst nimmt die Sache überhaupt kein Ende mehr.

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