OnlineItalien 04.2024

ITALIEN 9 Neandertalerspuren in Berlin In Berlin kann man ja auf alles mögliche stoßen. Aber wer sich nicht gerade im Museum für Früh- und Vorgeschichte herumtreibt, kommt sicherlich kaum auf den Gedanken, auch Reste der Neandertaler (Homo neanderthalensis) dazu zurechnen. Waren es denn nicht eher die späteren Goten und Slawen, die die Hauptstadt ursprünglich prägten? Davon zeugen doch heutigentags noch verschiedene Ortsteilnamen. Wie etwa Treptow, früher mal „trebiki“ (Rodung) oder Hellersdorf, welches ursprünglich mal nach dem seinerzeitigen Männernamen Helmwich „Helwichsdorf“ hieß; eine Zusammensetzung aus „helm“ und „wig“ (Dorf des schützenden Kämpfers). Oder Prenzlauer Berg („przemy“ = Überlegung und „slawa“ = Ruhm). Ganz Berlin war, aus dem altpolabischen ins heutige übersetzt, eine „Sumpfstadt“. Umgeben von Nebel und bevölkert von Nattern. Na ja, passt auch irgendwie immer noch. Die Berliner Verwaltung ist in weiten Teilen heute noch ein einziger Sumpf. Und auch Nattern sind dort gelegentlich noch zu finden. Aber Neandertaler? Doch man soll sich nicht täuschen. Wie Wissenschaftler jüngst festgestellt haben, tragen etwa vier Prozent der Menschheit immer noch Neandertaler-DNA in sich. Dieses äußert sich unter anderem in einem Frühaufsteher-Gen. Das hat beispielsweise auch den Hauptstadtkorrespondenten von ITALIEN, dem steinzeitlichen Wissenschaftsmagazin, erwischt. Wie anders sollte es sonst zu erklären sein, dass er auch wenn er für das Frühstück kein Mammut mehr erwürgen muss, dennoch bereits auf den Beinen ist, bevor auf der Brache vor seinem Redaktionsfenster die ersten Tauben und Krähen ihren lautstarken Rabatz starten. Da wünscht Mann sich gelegentlich schon mal ´ne dicke Keule. Und dann gibt es gleich um die Ecke ja auch noch das Glasbierfachgeschäft. Ebenso wie in seinem weltberühmten Pendant, der Höhle von Lascaux im französischen Département Dordogne, fallen auch hier dem Uneingeweihten zunächst die umfangreichen Felsmalereien und -gravuren aus der jüngeren Altsteinzeit auf. Mehrfarbige Tierfriese mit Stierbildern sowie Darstellungen von Wildpferd- und Hirschrudeln ziehen dort über die Wände. Unter den dazwischen gelagerten symbolischen Zeichen und kultisch-mythologischen Szenen findet sich unter anderem auch die erste bekannte Bauskizze des Brandenburger Tores. Das kann nun wirklich kaum nur ein Zufall sein: Der Neandertaler muss zweifellos in grauer Vorzeit einmal an der Spree heimisch gewesen sein und im Glasbierfachgeschäft genussvoll vor sich hin geraucht haben. Und auch weitere Reste seiner einstigen, gemütlichen Anwesenheit lassen sich so dann und wann entdecken. Denn auf neanderthalesischen Artefakten im Berliner Museum wurden vor kurzem Reste eines rund 40.000 Jahre alten Mehrkomponentenklebers entdeckt. Und Reste dieses urzeitlichen Pattex scheinen auch auf den Hockern am Tresen immer noch vorhanden zu sein. Wie anders wäre es wohl zu erklären, dass einige aus der Glasbierfachgeschäft-Gemeinde dort hin und wieder nicht loskommen und ganze Nächte verbringen müssen. Irgendwann müssen aber auch einmal irgendwelche wilden Hunnen dort durchgezogen sein. Die bis hoch an die Decke reichenden Hieroglyphen in den Bedürfnisräumen nämlich stammen eindeutigen aus einer späteren Epoche. Zur Berliner Neandertalerzeit sind also noch einige Forschungen nötig.

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