6 ITALIEN City Bike Angels and Street Hustlers: Überleben in der großen Stadt Amerika, Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Dort wirst du nicht gefragt, was du bist, dort wirst du gefragt, was du sein willst und wieviel Energie du auf darauf verwenden möchtest, dir mit diesem Wollen eine Lebensgrundlage zu erschaffen. In den allermeisten Gegenden der USA geht das mehr schlecht als recht. In den Metropolen wie Los Angeles, San Francisco, Chicago oder New York sind die Lebenshaltungskosten allerdings so hoch, dass du dir den Traum vom Traumberuf eigentlich nur dann erfüllen kannst, wenn du nebenbei gegen Geld arbeitest. Schauspielerinnen und Schauspieler zum Beispiel, Talent ist oft im Überfluss vorhanden, auch Geduld und Nachsicht mit den vielen eher halbseiden Karriereversprechen. Man kellnert sich durch den Alltag, lernt die Spezialitäten der jeweiligen Küche und die dazu passenden Weine wie großes Theater aufzusagen und vielleicht ist man sogar Understudy bei einer namhaften Produktion am Broadway. Understudies sind Reservespieler. Jede tragende Rolle in einem Musical oder einem Theaterstück ist mit jeweils zwei Leuten besetzt. Eine oder einer steht abends auf der Bühne und verdient Geld, der oder die andere erhält ein winziges Bereitschaftshonorar und hofft auf irgendeine Unpässlichkeit der Stammbesetzung, die dann taktvollerweise nach der Vorstellung darauf verzichtet, den Erfolg des Abends in dem Restaurant zu feiern, in dem der Understudy kellnert. Über das Kellnern hinaus kann man sich neuerdings in New York auch als City Bike Angel verdingen. City Bikes sind die öffentlich nutzbaren Fahrräder, die man aus der Docking Station auscheckt und nach Gebrauch wieder in einer Docking Station parkt. So ein Abo kostet inzwischen knapp 200 Dollar im Monat und dafür erwartet der Kunde natürlich ausreichendes Angebot an Rädern und an Parkplätzen. Dafür sorgen die Engel, die eine überfüllte Docking Station leeren und an einer unterfüllten wieder Fahrräder zur Verfügung stellen. Jeder Engel hat dazu einen elektronischen Schlüssel und im Hintergrund weiß der Computer, welcher Engel wie viele Fahrräder bewegt hat. Für jede Bewegung gibt es Bonuspunkte, für ausreichend Bonuspunkte gibt es Geschenkgutscheine und Geschenkgutscheine lassen sich auf Ebay leicht in Dollar umtauschen. Das Computerprogramm – so haben es die unterbeschäftigten Schauspielerinnen und Schauspieler schnell rausgefunden – arbeitet nicht mit Echtzeitinformationen, sondern aktualisiert alle 15 Minuten. Hier beginnt dann der Hustle, also der Gelderwerb in der Grauzone der Legalität. Die Docking Station vor Grand-Central-Station leert sich morgens zur Ankunftszeit der Vorortzüge ebenso rasch, wie sich die Parkplätze vor den Bürohochhäusern in der näheren Umgebung füllen. Jetzt heißt es fix die Räder wieder nach Grand Central, im Laufschritt zurück und so häufig wiederholen wie die Puste reicht. Dann signalisiert das Programm Mangel vor den Bürohochhäusern und Überfluss vor Grand Central, also geht es zurück in die andere Richtung, so als sei schon Feierabend. Das geht dann über Stunden hin und her und am wirklichen Feierabend gibt es einige müde Engel mit übervollen Bonuspunktekonten. Ein echter New York Street Hustle, der über das Jahr durchaus 50.000 Dollar einbringen kann. Träume und Wünsche den Wirklichkeiten anzupassen, ist ja nicht so verkehrt. Eintopf- wetter! Verdammt nah an der Gastronomie. Besuchen Sie uns auch im Internet! www.katzengold.org Luisenstr. • 42103 Wuppertal • Tel. 0202/30 45 26 Frühstück: Mo - Fr 8 -12 Uhr • Sa 9 - 13 Uhr • So 10 - 13 Uhr Essen: Mo - Fr 12 - 23 Uhr • Sa 13 - 23 Uhr • So 13 - 22 Uhr täglich geöffnet: Ende offen! renke brandt
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