ITALIEN 15 DIE PHÄNOMENE DES DR.DUDROP Vorschau September: Sa. 20.9.25 La Paloma Preachers Einlass 19.00 Konzert 20.30 Fr.-Engels-Allee182 42285 Wuppertal 0202 8973241 www.allee-stuebchen.de Die Ohrfeige ist eine Technik körperlicher Züchtigung. Dabei wird mit der flachen Hand ein Schlag in die Ohr- und Wangengegend des mutmaßlichen Delinquenten geführt. In Frontalstellung zum Gegenüber holt der jeweilige Zuchtmeister mit der rechten Hand aus und platziert diese mit einem klatschenden Geräusch auf der linken Gesichtshälfte des Übeltäters. Im Sinne der Political correctness sei hier festgestellt, dass dies mutatis mutandis auch für Zuchtmeisterinnen und Übeltäterinnen gilt. Und: seitenverkehrt für Linkshänder. Auf jeden Fall aber in einer impulsiven und energiegeladenen Aktion, die der Dichter und Zeichner W. Busch in seinem epochalen Werk Balduin Bählamm so beschrieb: „Hier strotzt die Backe voller Saft, da hängt die Hand, gefüllt mit Kraft. Die Kraft, infolge der Erregung verwandelt sich in Schwungbewegung.….“ Die Schwungbewegung ihrerseits hinterlässt auf der Oberfläche der betroffenen Gesichtspartie ein mehr oder weniger deutliches Stigma, teils sichtbar als Abdruck der strafenden Hand, teils als schmerzhaft verzerrte Miene des ebenso Be- wie auch Getroffenen. Dem wiederum wohnt ein heilsamer Effekt inne, der namentlich in der Pädagogik seit Jahrtausenden genutzt wird. Keinesfalls jedoch ist die auf der Internetseite „Kamelopedia“ geäußerte Behauptung zutreffend, nach der die Ohrfeige eine am Hörorgan getragene Frucht des gleichnamigen Baumes aus der Gattung Ficus carica (Echte Feige) sei. Das ist Unsinn und ein übler Fake, der die segensreiche Wirkung der Watschn ins Lächerliche zieht. Denn die Ohrfeige, auch Backpfeife genannt (nein, natürlich handelt es sich nicht um eine im Herd gebackene Flöte), ist ein seit Generationen bewährtes und erfolgreiches Mittel der Pädagogik und der Sanktion. Selbstverständlich ist anzunehmen, dass sie schon unter den alten Griechen als probates Mittel der philosophischen Ausbildung galt. Zwar ist nicht bekannt, ob Platon seinem Schüler Aristoteles durch Backpfeifen Mores lehrte, aber Achill, der Held des Troianischen Krieges, streckte einen Kritiker mit einer Ohrfeige nieder, der ihn wegen des Mordes an Penthesilea, der Amazone, geschmäht hatte. Auch der Klerus bediente sich gerne der Ohrfeige als effektivem Ausdruck zorniger und kraftvoller Durchsetzungsfähigkeit. Schon im Jahre 325, auf dem Konzil von Nicäa, ohrfeigte der Heilige Nikolaus von Myra, der spätere Santa Claus, seinen Kontrahenten Arius, als der eine besondere Reinheit des monotheistischen Glaubens durchboxen wollte. Eine solche Irrlehre rechtfertigt selbstverständlich den Einsatz einer Ohrfeige, so wie wir es in unseren Zeiten erlebten, als Beate Klarsfeld 1968 auf offener Bühne den Ex-Nazi und seinerzeitigen Bundeskanzler K.-G. Kiesinger ohrfeigte. So sollte es heute auch den Abgeordneten jener in Teilen rechtsextremistischen Partei ergehen, deren in Gänze offene Backpfeifengesichter danach geradezu verlangen. Nicht zuletzt in der Kindererziehung vermissen wir schmerzlich die in Deutschland auch als Maulschelle bekannte Maßnahme des Oorveeg (niederländisch). Die Pisa-Studien offenbarten bekanntlich einen bedauernswerten Mangel an pädagogischem Outcome, der zweifellos als das Ergebnis ausbleibender erzieherischer Inputs durch den Rufmord an Backpfeifen zu werten ist. Konnten diese noch bis in die 1960er Jahre einen Streit kurzfristig aus der Welt räumen, so reichte das im zurückliegenden Jahr in zumindest 29014 Fällen nicht mehr aus - stattdessen wurden Messer gezückt. Eine Ohrfeige wäre weit weniger gefährlich gewesen. Und preiswerter: sie kostet nix, während ein ordentliches Klappmesser selbst bei Temu nicht unter € 7,95 zu haben ist. Ob allerdings der in manchen Berufen vorgenommene Eintritt in eine Handwerkergilde immer noch mit dem Austeilen einer rituellen Ohrfeige verbunden ist, das könnten Sie nur mit einer Anfrage bei der örtlichen Kreishandwerkerschaft im Hofkamp 148 klären, 42103 Wuppertal. Immerhin geht es bei der Backpfeife doch um ein traditionelles Hand-Werk. Heute: Zur Phänomenologie der Ohrfeige
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