OnlineItalien 05.2025

ITALIEN 7 Hooters: Liberalisierung gefährdet bewährtes Geschäftsmodell Hooters ist in den USA eine über Jahrzehnte hinweg sehr erfolgreiche Kette von Restaurants, vor allem in den ländlich-konservativen Gegenden des Landes. Das ist selbst auf den zweiten Blick erstaunlich, denn die Qualität der angebotenen Steaks und Chicken Wings ist allenfalls mittelmäßig. Ganz und gar nicht mittelmäßig ist aber – und das ist die „secret sauce“ des Erfolgs – das Erscheinungsbild des durchweg weiblichen Bedienungspersonals: jung, groß, blond und eine ohnehin schon beachtliche Oberweite zudem auf Prominenz geschnürt. Darüber ein weißes T-Shirt mit dem Hooters-Logo, in dem – claro – die beiden „o“ zu den Augen einer Eule umgedeutet sind, deren Pupillen das Doppel-O unmissverständlich zu „tits“ bzw. „boobs“ werden lassen. Es soll ja Menschen geben, die auf so was stehen. Zu ihnen müssen Väter und Großväter gezählt werden, die in Sorge um die sexuelle Entwicklung ihrer männlichen Sprösslinge den Müttern der Jungs oft sagen durften: „Hey, der Kleine läuft aber komisch, zieht sich gerne Kniestrümpfe an, geht jeder Prügelei aus dem Weg. Vielleicht wird er ja gerade schwul und wir sollten ihn mit einem Besuch bei Hooters wieder auf den rechten Pfad bringen.“ Bei derart vernünftigen Argumenten können selbst Frauen darüber hinwegsehen, dass Hooters weniger dem Wienerwald ähnlichsieht, als vielmehr einem Strip-Club. Nicht, dass bei Hooters die Hüllen fallen würden, aber das Reiz-Reaktions-Schema ist vergleichbar. Reiz ist klar. Reaktion ist im Strip-Club der Kauf einer Flasche überteuerten Sekts, bei Hooters das Trinkgeld, das Opa und Papa sehr großzügig geben, wenn Mama und Oma nicht hinschauen. „Conversion therapy with a side of ranch“, so die Bezeichnung des Hooter-Besuchs in aufgeklärten Kreisen. „Ranch“ ist eine Art Salatsauce, „conversion therapy“ der Versuch, Jungs mit möglicherweise homosexuellen Neigungen zurück auf den Fortpflanzungspfad zu bringen. Gefühlt ist man ja in den ländlichen Regionen des Landes stets vom Aussterben bedroht und wenn dann noch Filme wie Brokeback Mountain das Landleben homosexualisierten, dann gingen in den vergangenen Jahrzehnten die Hooters-Aktien durch die Decke. In den größeren Städten, in Städten wie San Francisco, Chicago, Los Angeles oder New York, griff allerdings parallel zur Popularität von Besuchen bei Hooters eine gewisse Entspannung um sich, also zum einen die mittlerweile auch von der Soziologie untermauerte Einsicht, dass die weibliche Brust insgesamt auf Menschen eine sehr anziehende Wirkung haben soll, zum anderen, sexuelle Orientierung niemanden am Nett-Sein hindert. Also liefen dann die „conversion therapy“-Sitzungen in großstädtischen Hooters-Filialen vermehrt so ab, dass die große Blonde mit der bemerkenswerten Oberweite darauf wartete, bis Opa bzw. Papa der vergrößerten Prostata Tribut zollen mussten, sich dann zu dem verunsicherten Jungen setzte und ihm mit leicht lasziver, jedoch überzeugender Stimme sagte: „You’re perfect just the way you are, kid.” Das Trinkgeld blieb das gleiche. Was sich änderte, war die Einstellung von Familien in den eher liberalen städtischen Verdichtungsräumen zur Frage, ob es zum einen sinnvoll ist, sich um die sexuelle Orientierung der Sprösslinge zu sorgen, und zum anderen, ob da ein Besuch bei Hooters wirklich hilfreich sein könnte. So verschwanden die Filialen aus den Städten und sind nun auch in den Vorstädten in ihrer Existenz gefährdet. Selbst die konservativsten und in ihren exklusiven Rollen als Mütter in den Vorstädten des Landes verhafteten Frauen lassen sich mittlerweile nicht mehr einreden, dass sich Restaurantbesuche segensreich auf die Entwicklung der Kinder auswirken könnten. Im noch festen Glauben an das traditionelle Geschäftsmodell geht gerade die Hooters-Kette den Bach runter und ist laut Bloomberg News in ihrer Not an die Beratungsfirma Accordion Partners herangetreten. Wir dürfen gespannt sein, was der Rat sein wird. Vielleicht besseres Essen, vielleicht noch riskanter geschnittene Dekolletés, vielleicht eine Kombination aus Beidem? Donald Trump‘s Einkaufszettel. Friedrich-Engels-Allee 185 • 42285Wuppertal-Unterbarmen geöffnet: Mo.-Sa. 17-23 Uhr • So. Ruhetag • Küche schließt um 22.30 Uhr Die Auer Schule kriegst Du nicht, du Heiopei!

RkJQdWJsaXNoZXIy NDk1NjA=