ITALIEN 7 Stadtsparkasse Wuppertal, ITALIENMagazin IBAN DE46 3305 0000 0000 9048 47 Denial of Service: Soziale Medien und der Terror der Exponentialfunktion „Gib mir ein Reiskorn für das erste Feld des Schachbretts“, so soll der Erfinder des Schachspiels der Legende nach seinem zunächst noch begeisterten König auf die Frage nach einem angemessenen Lohn für die Erfindung geantwortet haben, „und für jedes weitere der 64 Felder die jeweils doppelte Anzahl.“ Die Legende wird aus wenigstens zwei Gründen erzählt, nämlich einmal als Illustration der potenziell verheerenden Wirkung von Exponentialfunktionen und zum anderen als Warnung, niemals einem König ins Gesicht zu sagen, dass er von Mathe keine Ahnung habe. Wenn es auch entgegen der Legende diesmal in New York City niemanden wirklich den Kopf gekostet hat, so wirkte sich doch die exponentielle Ausbreitung von Applaus auf sozialen Medien auf den Servern der Stadt für ein paar Stunden lang verheerend aus. Einige Leute in der Forschungsabteilung von Google hatten nämlich die Idee, den neuen und mit viel Künstlicher Intelligenz (KI) betriebenen Google Assistant versuchsweise mal mit der Pflege von Social Media Accounts zu beauftragen. Sie kennen das wahrscheinlich aus eigener Erfahrung: Soziale Netzwerke sind superklasse, müssen aber ständig irgendwie gepflegt werden. Der Bekannte eines Bekannten einer Bekannten hat einen vielleicht bemerkenswerten Purzelbaum geschlagen. Vielleicht war der Purzelbaum auch gar nicht so bemerkenswert. Dadurch aber, dass sich der Bekannte der Bekannten schon mal irgendwie zu dem Ereignis geäußert hat, ist die Äußerung zum Ereignis selbst schon zum Ereignis geworden. Das sollte dann niemand mehr verschweigen und so entstehen Wellen. Gedämpft wurden solche Wellen bislang durch menschliche Bequemlichkeit, vielleicht auch nur durch Schlafbedürfnis und Kapazitätsgrenzen. Hand auf’s Herz: Wie vielen Purzelbäumen bzw. Nachrichten von Purzelbäumen haben Sie in den vergangenen 24 Stunden denn ein Herzchen und „two thumbs up“ hinzugefügt, Sie Miesepeter? Das war die brennende Frage, auf die Google eine Antwort geben wollte, und man dachte: Warum die Pflege der eigenen Social Media Accounts nicht einfach dem KI-Assi übertragen? Der ist doch nie müde, braucht gar nicht umständlich mit zwei Daumen auf dem Handy-Display rumzutippen und kostet nix! „Nix“ – das wissen nicht nur Mathematiker – muss man sorgsam von „fast nix“, also zum Beispiel dem legendären Reiskorn auf dem Schachbrett, unterscheiden, sonst kann es ordentlich in die Hose gehen. Und das tat es in New York nur wenige Stunden nach dem fünf Techies bei Google die Pflege ihrer Social Media Accounts der KI übertragen hatten. In Persien, so der mit dem Drücken der Return-Taste abgesetzte Ursprungspurzelbaum, läge ein Reiskorn auf einem Schachbrett, in China sei ein ganzer Sack mit Reis umgefallen und in der Zusammenschau fände man diese Information gleichermaßen putzig wie irrsinnig relevant für den Weltfrieden. Ein kleiner Schritt für die fünf Techies, aber doch verheerende, wenngleich glücklicherweise nur zeitlich begrenzte Auswirkungen auf die Dateninfrastruktur der Stadt: Putzig und wichtig für den Weltfrieden, das muss doch sofort an die allergrößte Glocke. Sofort heißt bei KI innerhalb von Millisekunden und weil KI ebenfalls in Millisekunden lesen kann, war bereits nach Minuten ein Orkan auf den gängigen Social Media Webseiten losgebrochen. Solche Webseiten existieren auf riesigen Computerservern, aber selbst die allergrößten solcher Server gehen in die sprichwörtlichen Knie, wenn nur genügend Anfragen gleichzeitig oder fast gleichzeitig eintreffen. Denial of Service heißt so was in Kreisen von Hackern. Wenn Hacker sauer sind auf irgendeine Firma, dann hecken sie einen Denial of Service Attack auf die Webseite der Firma aus, lassen also in kürzester Zeit millionenfache, lapidare aber als „wichtig“ markierte Anfragen vom Stapel, bis die Webseite in die Knie gegangen ist. Diesmal waren es aber keine Hacker, diesmal war es KI, die uns vor Augen geführt hat, dass Exponentialfunktionen das komplette Internet flachlegen können, wenn man sie mit der richtigen Mischung aus menschlicher Dummheit und Eitelkeit paar. Und da sage mal einer, soziale Medien seien reine Zeitverschwendung. Verdammt nah an der Gastronomie. Besuchen Sie uns auch im Internet! www.katzengold.org Luisenstr. • 42103 Wuppertal • Tel. 0202/30 45 26 Frühstück: Mo - Fr 8 -12 Uhr • Sa 9 - 13 Uhr • So 10 - 13 Uhr Essen: Mo - Fr 12 - 23 Uhr • Sa 13 - 23 Uhr • So 13 - 22 Uhr täglich geöffnet: Ende offen! Drinnen und Draußen - Essen und Tr inken.
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