10 ITALIEN … und dann immer f l e ißi g r ühr en In gewohnter Weise sitzt Mann mal wieder an seinem Schreibtisch, als ihn auf einmal ein gewisser Jieper nach einem schnellen Hellen in gemütlicher Umgebung überkommt. Da auch das Wetter keine ernsthaften Einsprüche erhebt, macht er sich somit auf ins nahegelegene Glasbierfachgeschäft. Als er die Eingangstür öffnet, lauert dort bereits die erste Überraschung. Am Tresen hockt Herbert M., um sich von seiner Einkaufstour zu erholen und philosophiert gemeinsam mit Helga B. ins Bier. Die beiden Herren verlassen die Dame und ziehen sich an einen der hinteren Tische zurück. Zurückziehen? Denkste! „Oh, Otto hat sich seinen Koch mitgebracht“, trompetet am Lehrer-und -innen-Stammtisch Karin M. lauthals ins Gelände. „So einen Koch will ich auch“, recken mehrere der pädagogischen Pensionäre ihre Hälse. Da sie den aber nun mal nicht kriegen, beruhigen sich die ehemaligen Klassenältesten langsam wieder und eine gewisse Gemütlichkeit hält nun doch Einkehr. Bis etwa eine halbe Stunde später Jutta B. dazustößt und sich am Tisch der beiden Jungs niederlässt. Eine interessante Kombination: Auf der einen Seite mit Herbert M., ein ausgebildeter Koch bis in den letzten Knochen, der mehrere renomierte Gasthäuser beköchelte, bis er seinen Rührlöffel an den Haken hängte. Auf der anderen mit Jutta B. eine passionierte Dosenköchin. Das kann heiter werden. Nach wenigen Minuten geht es dann auch schon los, als Jutta sich nach einer speziellen Zutat erkundigt, das einem ihrer Lieblingsrezepte guttäte. Doch so einfach ist das alles mit einem Küchenchef nun mal nicht. Nachdem er Juttas Mahlzeit ausreichend gewürzt hat, geht er munter zu einer kompletten Speisekarte über. Als Herbert M. bei Nudelgerichten ankommt, wagt Jutta zögernd den Einwurf: „Ach, Nudeln sind nicht so meins“. Aber die Teigwaren sind ohnehin abgearbeitet und als nächstes steht Fisch auf der Karte. Zwar sind die Lehrers längst wieder zu ihrem eigenen Geplänkel übergegangen, doch hin und wieder wird nun zu Lernzwecken doch mal ein pädagogisches Ohr hochgehalten. Und so dümpelt alles gut vor sich hin. Zumindest bis Jutta eine Frage zu Fischstäbchen stellt. Ein grober Fehler, der Meisterkoch streckt sich empört: „Fischstäbchen gibt’s bei mir nicht“! Zum Glück schiebt Jutta nicht noch ein entschuldigendes „Ja, Ja“ hinterher. Denn das bedeutet in professionellen Küchen nicht weniger als „Leck mich am Arsch“, wie der Hauptstadtkorrespondent von ITALIEN, dem Gourmetheftchen aus der Frittenschale, unterdessen längst gelernt hat. Und so folgen dann lediglich noch kurze Vorträge über den Umgang mit Heißluftfritteusen und artverwandtem neumodischem Küchengedöns. Dann kehrt wieder Ruhe am Bier ein. Jutta B. hat das Glasbierfachgeschäft unterdessen verlassen, um sich ihr Abendessen zuzubereiten. Auch der Berichterstatter und der Sternekoch machen sich kurze Zeit später auf den Weg in die heimischen Küchen. Schließlich muss Herbert M. ja genauestens auf die „Kühlkette achten“. Auf dem Lehrerei-Tisch ist unterdessen die erste Sektflasche angekommen. Na, da fehlt dann abschließend ja nur noch der Eierlikör-Absacker und dann werden sich die Bildungspensionäre wohl bald ebenfalls aufmachen an die heimischen Tafeln. Aber Leute, immer schön dran denken: Keine Fischstäbchen – auch wenn heute Freitag ist.
RkJQdWJsaXNoZXIy NDk1NjA=