OnlineItalien 10.2023

ITALIEN 9 Operation Boardwalk: Bundespolizei-Einsatz in Coney Island Weltmeister! Deutschland ist Basketball-Weltmeister, zum allerersten Mal seit Erfindung des Sports im Jahre 1891 in Springfield, Massachusetts. Zeitgleich mit dem Sieg über Serbien im Endspiel in Manila wurde Flick als Bundes-Hansi entlassen, aber wir möchten hier nicht nachtreten. Wir wollen uns aber auch nicht verarschen lassen, jetzt, wo wir die Endrunde der Basketball-WM ohne Niederlage und sogar mit einem ebenfalls historischen Sieg über die USA gewonnen haben. Kaum waren auf den Philippinen die Goldmedaillen um die Hälse der Recken gehängt, die Freudentränen getrocknet und der Kommentatoren-Überschwang abgeklungen, erging aus dem Auswärtigen Amt die Weisung an alle deutschen Botschaften und Konsulate, man möge sich doch im Ausland eines Basketball-Weltmeisters würdig zeigen, also auf deutsche Art freundlich und bestimmt, keinesfalls überheblich, aber eben auch nicht verarschen lassen. Verarscht wird man, das wissen wir, auf den Vergnügungsmeilen dieser Welt. Keine Kirmes ohne verzogene Luftgewehrläufe, mit Blei beschwerte Milchflaschen, die einfach nicht umkippen wollen, oder Wurfpfeile, die so stumpf sind, dass sie an Luftballons abprallen. Eine beliebte Vergnügungsmeile in New York ist der Boardwalk von Coney Island, wo sich Bude an Bude reiht und mit ihnen das Versprechen, mit Glück und etwas Geschick ein Plüschtier mit nach Hause nehmen zu dürfen, wahlweise auch eine rote Rose aus Plastik. Weil immer etwas Glück im Spiel ist, obliegt die Kontrolle, ob denn ansonsten alles mit rechten Dingen zugeht, einer sogenannten Legalized Games of Chance Control Commission, kurz LGCCC. Die LGCCC kontrolliert auf ihren Razzien, ob das Schnurrad nicht getürkt ist, die Lostrommel nicht ausschließlich Nieten enthält oder der Greifautomat dann und wann einen Preis ausspuckt. Bei Letzterem ist die Grenze zwischen Glück und Geschicklichkeit verschwommen, an der Curry-Bude sollte sie deutlicher erkennbar sein. An Curry-Buden gibt es keine Wurst. Sie heißen nach Stephen Curry, einem bereits legendären, aber immer noch aktiven Basketballspieler, der für seine fast schon unglaubliche Treffsicherheit bekannt ist. An Curry-Buden US-amerikanischer Vergnügungsmeilen möchte man den Korb so gut treffen wie Steph, mindestens neun von zehn Versuchen und das innerhalb einer Minute. Die Betreiber der Buden möchten das aus naheliegenden Gründen verhindern. Weil ihnen die direkte Behinderung des Wurfversuchs, der shot block, aus ebenso naheliegenden Gründen verwehrt bleibt, können sie zum Beispiel die Bälle viel stärker als Normal aufpumpen, so dass sie bei der kleinsten Berührung des Rings abprallen. Oder sie hängen einfach Körbe mit kleineren Ringdurchmessern auf. Beides fiele wohl beim näheren Hinschauen mit Zollstock und Manometer auf, nur war die LGCCC bislang weder mit dem einen noch dem anderen ausgestattet. Das hat sich schlagartig geändert. Die im Deutschen Generalkonsulat für Sicherheit und Ordnung sorgenden Beamtinnen und Beamte der Bundespolizei haben beides in ausreichender Stückzahl mit der jüngsten Sendung diplomatischer Post aus Berlin erhalten und sollen nun der LGCCC zur Seite stehen. Obwohl die Einsätze nicht in Manhattan, sondern in Brooklyn auf den Boardwalks von Coney Island geplant sind, haben Scherzkekse im Auswärtigen Amt der Sendung ein paar Lollies beigelegt, Geschmacksrichtung Waldmeister, wie es heißt, und gemeinsam mit der LGCCC sorgt nun die Bundespolizei für Fairness an den Curry-Buden des Boardwalks von Coney Island. Wir sind ja schließlich Basketball-Weltmeister und verarschen können wir uns am besten selber.

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