OnlineItalien 03.2024

ITALIEN 15 DIE PHÄNOMENE DES DR.DUDROP Heute: Zur Phänomenologie der Versicherung Buch Jule Falk Andreas Funke, Gedichte Juliane Steinbach, Holzschnitte Laubsägefisch/ Maritime Seelen Selbstverlag Format 24 x 31 cm 40 Seiten 45 Euro Auflage 200 ISBN 978-3-9824801-0-7 steinbach@kuester-steinbach.de 1 JAHR ITALIEN 25 EURO // FÖRDER-ABO 50 EURO // SUPER-FÖRDER-ABO 100 EURO // EINFACH ÜBERWEISEN AN: ITALIEN-MAGAZIN, STADTSPARKASSE WUPPERTAL // IBAN: DE46 3305 0000 0000 9048 47 Zum Leben in Zeiten künstlicher Intelligenz („KI“) gehören Versicherungen. Versicherungen sind große Einrichtungen des öffentlichen Lebens, in denen zahllose Mitarbeiter dafür sorgen, dass ihre Vorgesetzten und Anteilseigner ein gutes Einkommen für sich verbuchen können. Damit der Erfolg auch sichtbar ist, bauen sich Versicherungen palastartige Gebäude, die von den Einzahlungen der Versicherten bezahlt werden. Die dort arbeitenden Menschen, die sog. „Sachbearbeiter*innen“, werden von den Versicherungen als überaus freundlich und empathisch dargestellt. Wenn man sie einmal braucht, sind sie jedoch kaum erreichbar. Sie machen nämlich „Homeoffice“. Gerade in dem Moment, wo man sie anrufen möchte, sind sie „im Gespräch“, „zu Tisch“, auf der Toilette oder machen ganz einfach ein Nickerchen und haben ihren Anrufbeantworter angestellt. Die Versicherten aber hängen dann am anderen Ende der Telefonleitung hilflos herum, kauen verzweifelt Fingernägel und lassen ihren Ärger am Ehepartner aus. Es kommt zu unschönen Szenen, neuerdings sogar zu Gewalttätigkeiten. Die Zunahme häuslicher Gewalttaten steht in direkt proportionalem Verhältnis zur Häufigkeit fruchtloser Telefonate mit Versicherungsmitarbeitern. Das wird von der Politik häufig vergessen. Den Betroffenen steht die Trennung vor der Tür oder aber eine Psychotherapie. Um diese durchführen zu können, bedarf es wiederum einer Versicherung. Wer kann schon 100.- Euro für eine Therapiestunde aus der eigenen Tasche bezahlen, und das wöchentlich. Während also Ärger, Ehezwistigkeiten und abgekaute Fingernägel das Schicksal der Versicherten bestimmen, lachen sich die Sachbearbeiter*innen und Aktionär*innen ins Fäustchen. Denn die Eigentümer*innen und Beschäftigten der Versicherungen haben sich ein lukratives Geschäftsmodell ausgedacht: sie verdienen nämlich an den Ver-Unsicherungen und Ängsten der Versicherten, und zwar jede Menge Schotter, also Geld. Das stammt aus den Geldbeuteln von Menschen, die bewogen wurden, „Versicherungsbeiträge“ zu bezahlen. Und so ergibt sich eine Win-Win-Situation, alle gewinnen Sicherheit: die Versicherungsnehmer können mit dem Auto sorglos 190 Sachen fahren, Skipisten herunterjagen, ungeschützten Sex haben und ihren Nachbarn mit einem Rechtsanwalt terrorisieren. Umgekehrt brauchen die Versicherungspinsel keine Angst mehr davor haben, ohne SUV, Eigenheim oder Kreuzfahrturlaub dazustehen. Das wiederum umso mehr, wie es ihnen gelingt, die beim Eintritt des „Versicherungsfalles“ vereinbarte Auszahlung zu verweigern, weil diese nicht als den Versicherungsbedingungen entsprechend eingestuft wird. Auch wenn sie nichts mit den gleichnamigen Mitarbeitern von Geheimdiensten zu tun haben, werden Versicherungen von „Agenten“ vertrieben. Die Verkaufsgespräche hören sich immer danach an, dass das Leben lebensgefährlich sei, man aber mit dem Produkt der Versicherung eine gewisse Chance habe, den Tücken des Daseins aus dem Weg zu gehen. Prototypen des Versicherungsagenten sind die Herren Kaiser von der Hamburg-Mannheimer (= Humbug-Mülleimer in der Diktion von D. Hallervorden) und Schober von der Allgemeinen Hannover’schen Lebens- und Krankenversicherungs-GmbH. Letzterer ist der deutschen Öffentlichkeit schon seit 1978 (!) als versicherungstechnischer Begleiter der bekannten Familie Hoppenstedt geläufig. Dort unternahm Schober zusammen mit den Vertreter-Kollegen Blühmel (Wein) und Diercks („Es saugt und bläst der Heinzelmann.....“) einen durch Alkoholverkostung spaßtechnisch ebenso gelungenen wie ökonomisch erfolgreichen Verkaufsevent. Seither warten Hunderte einsamer Wuppertaler Hausfrauen in den Morgenstunden auf den spontanen Besuch eines Versicherungsvertreters. Angesichts eines Aufgebotes von 197 (!!) Versicherungsvertretungen in Wuppertal, gezählt von goyellow, sollte sich diese Option ohne weiteres realisieren lassen. Es muss ja nicht immer Herr Kaiser persönlich sein.

RkJQdWJsaXNoZXIy NDk1NjA=