OnlineItalien 02.2024

12 ITALIEN RUDI HU / AUCH NICHT UNINTERESSANT ALS ICH… •••obdachlos war, bin ich viel Bus gefahren. Einmal hab ich ein Handy da auf einem der Sitze bei der Endhaltestelle liegen sehen und normalerweise, heute mach ich das auch wieder, geb ich das immer beim Fahrer ab. Ich hatte aber durchaus den Gedanken, es in meiner Not zu verticken. Es war auch irgendein neueres Iphone, aber schon total zerbeult und versifft. Ich rief bei „Zuhause“ an. Da ging seine Schwester dran. Ich sagte, ich hätte das Handy des Bruders im Bus gefunden, da sagte sie schon ja Moment. Da ging ihr Bruder dran, ja geil, hast es gefunden, wo treffen wir uns. Ja vor der UB am Eingang. Bis gleich. Ich erhoffte mir Finderlohn. Und den bekam ich auch. Und kein Witz, er kam mit einer Ananas an. Er so um die 18, klein, mit Locken, Sonnenbrille am Hemd, unsympathisch, aber auf unwichtige Weise. Ich gab ihm sein Handy und er wollte eine lustige Geschichte zu der Ananas als Finderlohn erzählen, aber ich sagte, ich müsse schnell weiter, nahm die Ananas und das war‘s. Dann hab ich erst eine Stunde auf einer Bank in der Innenstadt mit der Ananas gesessen. Dann bin ich in den Edeka gegangen und hab die Ananas ins Obstregal gestellt und mir dafür eine Flasche Merlot für 6 Euro in die Tasche gesteckt und bin wieder raus. Benjamin Weissinger DAS GEFUNDENE GEDICHT VON FALK ANDREAS Nasenhaar Wenn es hochkriecht das Ungetüm aus der Tiefe der bohrende Finger mach ich mich dünn noch dünner als ich schon bin drücke mich an die Scheidewand und hoffe, dass meine Wurzel hält Ich gäbe alles Geld auf der Welt obwohl ich ja nichts verdiene für eine Mininatur-Guillotine mit Zugseil, Fallbeil und Körbchen Nachts würde ich besser schlafen könnte ich so freche, gefährliche Finger bestrafen rudi hurzelmeier

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